Zensus 2022 in Mecklenburg-Vorpommern
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Zensus 2022
Der Zensus 2022 ist eine statistische Erhebung, mit deren Hilfe ermittelt wird, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten. Er wird verbunden mit einer Gebäude- und Wohnungszählung.
Mit der EU Verordnung (EG) Nr. 763/2008 in Verbindung mit der Verordnung (EU) 2017/712 sind alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zur regelmäßigen Durchführung eines Zensus verpflichtet. Die Durchführung des Zensus 2022 ist eine gemeinschaftliche Aufgabe der statistischen Ämter des Bundes und der Länder.
Verschiebung des Zensus
Aufgrund der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen wurde der Zensus 2021 in das Jahr 2022 verschoben. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Verschiebung des Zensus am 10. Dezember 2020 wurde der Zensusstichtag auf den 15. Mai 2022 festgelegt.
Registergestützter Zensus
Deutschland hat sich wie schon 2011 für die Durchführung eines registergestützten Zensus entschieden, d. h. ein Großteil der Daten wird aus Verwaltungsregistern – vor allem Melderegistern – gewonnen. Für die Bürgerinnen und Bürger ist diese Methode belastungsärmer als eine traditionelle Volkszählung. Ergänzend fanden vom Stichtag 15. Mai 2022 bis Ende November 2022 eine Haushaltebefragung sowie Erhebungen an Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften statt. Dadurch können Über- und Untererfassungen, sogenannte „Karteileichen“ und „Fehlbestände“, in Verwaltungsregistern aufgedeckt und zur Ermittlung einer realitätsgerechten Einwohnerzahl statistisch korrigiert werden.
Da es keine flächendeckenden Register zum Gebäude- und Wohnungsbestand gibt, wurde neben der Bevölkerungsbefragung bis Mitte Februar 2023 eine Gebäude- und Wohnungszählung durchgeführt. Hier erfolgte eine Befragung der Eigentümerinnen und Eigentümer oder Verwaltungen von Gebäuden mit Wohnraum, bewohnten Unterkünften sowie Wohnungen.
Der Zensus 2022 ist ein gemeinsames Projekt von Bund, Ländern und Gemeinden. Das Statistische Bundesamt ist für die Entwicklung der Methodik verantwortlich und stellt in Zusammenarbeit mit dem Informationstechnikzentrum Bund die IT-Infrastruktur zur Verfügung. Die Durchführung der Befragungen ist Aufgabe der Statistischen Landesämter. Zur Organisation und Durchführung der Vor-Ort-Befragungen an Anschriften der Haushaltebefragung sowie von Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften konnten die Statistischen Landesämter kommunale Erhebungsstellen bilden. Diese wiederum haben ehrenamtliche Interviewerinnen und Interviewer für die direkte Befragung der Bürgerinnen und Bürger angeworben. Die Erhebungsstellen organisierten und koordinierten den Einsatz der Interviewerinnen und Interviewer. Die Gebäude- und Wohnungszählung wurde direkt durch die Statistischen Landesämter durchgeführt.
Ziele und Nutzen des Zensus
Die einzelnen Erhebungsteile des Zensus liefern wichtige Daten zur amtlichen Einwohnerzahl, Demografie, Wohnsituation und Erwerbstätigkeit. Die Zensusdaten erlauben flächendeckend sehr kleinräumige Auswertungen. Mit ihnen lassen sich planerische Fragen beantworten: Brauchen wir mehr Kindergartenplätze/Hortplätze? Ist die Kapazität der Schulen ausreichend? Wie hoch ist der Anteil der älteren Generation? Welche städtebaulichen Anforderungen ergeben sich daraus? Werden mehr kleinere und/oder barrierefreie Wohnungen benötigt? Zur Beantwortung solcher und ähnlicher Fragen bedarf es verlässlicher Zahlen. Denn viele Entscheidungen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft beruhen auf den Bevölkerungs- und Wohnungszahlen der amtlichen Statistik. Die erfassten Daten werden anonymisiert ausgewertet. Danach stehen die Ergebnisse allen Interessenten in Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung oder auch Privatpersonen zur Verfügung.
Die Einwohnerzahl von Mecklenburg-Vorpommern wurde durch den Zensus 2011 gegenüber der Fortschreibung von Zahl und Zusammensetzung der Bevölkerung um 1,6 Prozent nach unten korrigiert, regional gab es zum Teil größere Abweichungen. Eine regelmäßige Bestandsaufnahme ist somit unverzichtbar, zumal die vergangenen Jahre durch eine verstärkte Zuwanderung gekennzeichnet waren. Mit den Ergebnissen des Zensus 2022 wird eine neue Basis für Planungen sowie für die Fortschreibung von Zahl und Zusammensetzung der Bevölkerung vorliegen. Die Ergebnisse für Mecklenburg-Vorpommern werden hier auf der Internetseite des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht. Die bundesweiten Ergebnisse werden in der Zensusdatenbank bereitgestellt.
Die im Zensus 2022 zu erhebenden Daten liefern Informationen für drei Ziele:
1. Ermittlung der amtlichen Einwohnerzahl, diese bildet die Bemessungsgrundlage, u. a. für:
- Finanzausgleich (Länder; Kommunal)
- EU-Fördergelder
- Kommunale Planung
- Einteilung der Wahlkreise
- Sitzverteilung in Gemeinderäten und Kreistagen oder im Bundesrat
- Einwohnerzahlen fließen in viele statistische Kennzahlen ein, z. B. Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf
2. Erfassung von soziodemografischen Merkmalen:
- Bereitstellung von Planungsgrößen bspw. für Bedarfsplanungen von Kindergärten, Schulen, Studienplätzen oder Einrichtungen für ältere Menschen
3. Gewinnung von Angaben zu Wohnungen und Gebäuden
- Grundlage für wohnungspolitische Entscheidungen und Maßnahmen in der Raumplanung
Praxisbeispiele
Wärmebedarfsanalyse
Ermittlung des Wärmebedarfs von Wohngebäuden in Baden-Württemberg
Für die Energiewende spielt der Wärmebedarf in Deutschland eine entscheidende Rolle. Etwa die Hälfte des gesamten Endenergieverbrauchs wird für den Wärmesektor benötigt. Eine wichtige Rolle kommt dabei der Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden zu. Um Energieeinsparkonzepte entwickeln zu können, ist die Ermittlung des Wärmebedarfs vor Ort notwendig.
Träger: Landesanstalt für Umwelt des Landes Baden-Württemberg
Genutzte Zensus-Daten: Grundlage für die Berechnung des Wärmebedarfs im Wärmebedarfsatlas sind u. a. Daten des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg aus dem Zensus 2011 zu Gebäudetyp, Baualter und Wohnfläche.
Stadtentwicklung
Beobachtungen und Ausblick zum Wohnungsmarkt in Bayern
Die staatliche Wohnraumförderung in Bayern wird immer umfassender, um dem wachsenden Bedarf an Wohnraum gerecht zu werden. Dabei gilt es, die bereitgestellten Mittel effizient einzusetzen. Das setzt umfassende Kenntnisse des regional unterschiedlichen Wohnungsmarktes voraus – die der Wohnungsmarktbericht mithilfe des Zensus liefert.
Träger: Bayerische Landesbodenkreditanstalt (Förderinstitut der Bayerischen Landesbank)
Genutzte Zensus-Daten: Basis der Analyse sind Daten aus dem Zensus 2011 zu Bevölkerungsstand, Wohnungsbestand, Wohnflächen, Wohnungsleerstand, Anzahl Privathaushalte und Haushaltsgröße.
Wohnungsmarktbeobachtung
Wohnungsmarktprofile in Niedersachsen und NRW
Wohnungsmarktbeobachtungen informieren und beraten zu den Entwicklungen an den Wohnungsmärkten in allen Kommunen. Um auf Trendveränderungen reagieren zu können, benötigen die wohnungswirtschaftlichen Akteure in Niedersachsen und NRW eine solide Informationsbasis. Die Wohnungsmarktprofile bieten diese detaillierten Informationen dank des Zensus bis auf Gemeindeebene.
Träger: NRW.Bank (Förderbank des Landes NRW) & NBank (Förder- und Investitionsbank des Landes Niedersachsen)
Genutzte Zensus-Daten: Zur Erstellung der einzelnen Profile werden Angaben zu Bevölkerungsstand, Wohnungsbestand und Art der Wohnungsnutzung aus dem Zensus 2011 genutzt.
Leerstandsstudie
Wohnungsleerstände in Deutschland
2011 wurden erstmals auch Wohnungsleerstände im Zensus erfasst. Auf dieser Basis wurden erfolgreich erprobte Strategien und Maßnahmen im Umgang mit Wohnungsleerständen in stark schrumpfenden Regionen Deutschlands recherchiert. Eine Übersicht von Lösungen im Umgang mit Wohnungsleerständen kann so bei der Leerstandsbewältigung vor Ort helfen.
Träger: Wüstenrot Stiftung Durchführung: Technische Universität Kaiserslautern
Genutzte Zensus-Daten: Als Grundlage für die Studie wurden u. a. folgende Daten aus dem Zensus 2011 genutzt: Wohnungsleerstand, Bevölkerungsstand und Baualtersstruktur.
Energiewende
Abstandsregeln für Windräder
Die Debatte um den Gesetzgebungsprozess rund um Mindestabstände von Windrädern zu Wohnhäusern wurde auch anhand von Visualisierungen geführt, die aufzeigen sollen, wie viele Flächen für die Nutzung wegfallen würden. Unter anderem anhand von Zensus-Daten wurden z. B. alle Gebiete in Deutschland ermittelt, in denen sich zu jener Zeit in einem Umkreis von 1.000 Metern um Rasterzellen mindestens zwei Einwohnerinnen und/oder Einwohner befanden.
Genutzte Zensus-Daten: Zur Darstellung der Auswirkungen wurden u. a. folgende Daten aus dem Zensus 2011 genutzt: Bevölkerungsstand, Wohnungsbestand, Anzahl Privathaushalte und Haushaltsgröße.
Online-First-Strategie
Sie haben die Möglichkeit, Ihren Fragebogen einfach, schnell und unkompliziert online auszufüllen.
© Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2020
Sie haben die Möglichkeit, Ihren Fragebogen einfach, schnell und unkompliziert online auszufüllen.
© Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2020
Beim Zensus 2022 wurde eine Online-First-Strategie verfolgt. Das hatte sowohl für Auskunftgebende als auch für die statistischen Ämter Vorteile.
- ressourcenschonender
- Intuitive Nutzerführung erleichterte das Ausfüllen der Fragebogen
- Filterfunktionen im Onlinefragebogen beschleunigten das Ausfüllen
- geringere Fehlerquote, da bereits bei der Eingabe der Daten auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft wurde
- schnelleres und effizienteres Bearbeiten für die statistischen Ämter
Die amtliche Statistik hatte sich auf die zunehmende Nutzung von mobilen Endgeräten eingestellt und die Meldeverfahren für verschiedene Endgeräte (Desktop-Rechner, Tablets, Smartphones etc.) optimiert. Die Meldung erfolgte dabei sicher und direkt über die zentrale Internetseite des Zensus unter www.zensus2022.de.
Alternativ konnte auch ein Fragebogen auf Papier bereitgestellt werden, wenn eine Online-Meldung aus verschiedensten Gründen nicht möglich war.
Zensus und Mikrozensus – beides in einem Jahr
Obwohl sie ähnlich heißen, handelt es sich um zwei verschiedene Statistiken. Es war also möglich, dass man für beide Erhebungen zufällig ausgewählt wurde. Beide Befragungen sind gesetzlich angeordnet, verfolgen dabei aber unterschiedliche Ziele. Der Mikrozensus stellt jährlich wichtige Daten zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Bevölkerung für Deutschland und die Bundesländer bereit. Dabei wird deutschlandweit jährlich rund ein Prozent der Bevölkerung befragt. Der Zensus liefert alle zehn Jahre die amtlichen Bevölkerungszahlen und ermittelt umfangreiche Daten zur Wohn- und Wohnraumsituation zu einem bestimmten Stichtag auch für Landkreise, Städte und Gemeinden. Die Ergebnisse aus beiden Erhebungen sind Datengrundlage für finanz- und gesellschaftspolitische Entscheidungen. Eine Zusammenführung der Angaben ist gesetzlich nicht erlaubt. Die Fragestellungen und Durchführungsmethoden unterscheiden sich. Für beide Erhebungen besteht eine gesetzliche Auskunftspflicht. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in unserer Pressemitteilung.
Weitere Informationen zum Zensus finden Sie unter www.zensus2022.de sowie für den Mikrozensus unter www.mikrozensus.de und Mikrozensus in MV.